Trockenheit: Kein Corona-Rabatt beim Klimaschutz

Entwässerungssysteme in Wald und Feld auf Prüfstand stellen
 
Als Reaktion auf die große Trockenheit fordern die saarländischen Grünen, die Klimakrise als Bedrohung für Menschen, Lebensraum und Wirtschaft weiterhin ernst zu nehmen. Corona habe aktiven Klimaschutz von der politischen Agenda zunächst verdrängt.  Grünen-Landeschef Markus Tressel und sein Vize Klaus Borger warnen davor, dass die Bewältigung von Corona wichtige Maßnahmen gegen den Klimawandel auf die lange Bank schieben könnte. Die massive Trockenheit entwickle sich derweil weiter zu einer zusätzlichen Großherausforderung für Landwirtschaft, Wald und auch die Menschen selbst. Das Saarland brauche deshalb endlich verbindliche Klimaziele in einem Landesklimaschutzgesetz, um die schlimmsten Folgen noch zu verhindern. Die Bekämpfung des Klimawandels müsse weiterhin mit Nachdruck geschehen. Infolge der Trockenheit bedürfe es auch neuer Konzepte zum Rückhalt von Wasser in der Landschaft.
 
„Die aktuelle Trockenheit zeigt, dass es keinen Corona-Rabatt oder -Stillstand beim Klimaschutz geben darf! Laut dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung ist es vielerorts in Deutschlands zu trocken. Obwohl das Saarland davon noch vergleichsweise moderat betroffen ist, gibt es hierzulande aber derzeit starke Probleme mit dem pflanzenverfügbaren Bodenwasser bis 25 Zentimeter, das in der Landwirtschaft wichtig ist. In weiten Teilen des Saarlandes liegt der Wert deutlich unter 30 Prozent, oft sogar unter 20 Prozent der nutzbaren Feldkapazität. Getreide bräuchte eigentlich bereits ab einem Wert von unter 40 Prozent eine zusätzliche Wasserversorgung. Die Trockenheit ist eine ernste Gefahr besonders für die hiesige Landwirtschaft, gerade auf Böden mit einer geringeren Wasserhaltekapazität“, sagt Markus Tressel MdB, Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Saar.
 
Grünen-Umweltpolitiker Borger fordert ein Umdenken von Landes- und Bundesregierung: „Ziel muss es sein, zum einen die negativen Auswirkungen der klimatischen Veränderungen abzumildern und zum anderen die Erzeugung und unser Ernährungssystem an die Folgen der Trockenheit anzupassen, etwa durch einen deutlich stärkeren Ausbau der ökologischen Landwirtschaft im Saarland. Wir brauchen neue Ansätze bei der Förderung aber auch bei den Rahmenbedingungen, um die Herausforderungen der Klimakrise zu bewerkstelligen. Klimapositive Bewirtschaftungsmethoden, z.B. gezielten artenreicher Grünlandaufbau und die Entwicklung der Humusbildung müssten deutlich besser finanziell gefördert werden. Auch Mulchabdeckungen und ein zusätzlicher Verdunstungsschutz durch Hecken können zu mehr Verbleib von Wasser in der Fläche beitragen.“
 
Die Entwässerungssysteme, die in vergangenen Jahrzehnten Wasserüberschüsse in Wald und Feld ableiten sollten, würden jetzt vielerorts zum Bumerang. Die Bodenfeuchtwerte verringerten sich im Saarland seit 1961, dem ersten Jahr der Erhebung, kontinuierlich. Borger: „Sinnvoll ist deshalb neben einer ökologischen und generell schonenden Land- und Waldbewirtschaftung auch der Rückbau von Entwässerungsgräben in Wäldern. Es kann nicht sein, dass noch heute Fördertatbestände daran festgemacht werden, ob Wasserableitungssysteme gebaut werden, um Wasser gezielt und konzentriert aus der Waldfläche zu bringen. Für unsere Kohlenstoffsenke Wald bedarf es endlich eines Waldschutzgesetzes, das den Waldschutz inklusive seiner Klimaschutzwirkung und seines Potenzials die Biodiversität endlich gegenüber der Nutzung priorisiert. Die Landschaft ist noch heute vielerorts mit Drainagen und Entwässerungsgräben durchzogen, die die Böden weiter austrocknen. Das ist in zunehmend trockeneren Zeiten nicht mehr angezeigt und kann schon heute korrigiert werden.“ Die Grünen erneuerten ihre Forderung nach einem Klimaschutzgesetz für das Saarland, das verbindliche Ziele festschreibe.