Angesichts der zum Ende dieser Woche angekündigten hohen Außentemperaturen bekräftigen die Saar-Grünen ihre Forderung nach einem wirksamen Schutz der Bevölkerung im Saarland vor zunehmender Hitze.
Volker Morbe, Landesvorsitzender der Grünen Saar, erklärt: „Ein Aktionsplan ohne Aktion bringt uns nicht weiter. Zwar begrüßen wir grundsätzlich den im letzten Jahr vorgelegten Aktionsplan der Landesregierung, bemängeln jedoch dessen fehlende Verbindlichkeit und Konkretheit. Der Aktionsplan enthält viele richtige Hinweise, bleibt aber im Ungefähren. Empfehlungen wie die bloße Ermutigung von Arbeitgeber:innen zu Hitzeschutzmaßnahmen greifen zu kurz. Aus wohlmeinenden Empfehlungen müssen klare politische Verpflichtungen werden. Die Saarländer:innen brauchen echten Schutz und nicht noch eine Broschüre, die in der Schublade verschwindet. In Ländern mit mediterranem Klima ist Nachtarbeit auf Baustellen längst Standard – warum nicht auch hier? Ein besonderer Schwachpunkt des Aktionsplans liegt beim Trinkwasserschutz. Während Trinkbrunnen andernorts zur Grundausstattung gehören, sind sie im Saarland die Ausnahme. Das bisherige Förderprogramm ‚Aktion Wasserzeichen‘ greift hier zu kurz, da es Trinkbrunnen nur in öffentlichen Gebäuden berücksichtigt. Das genügt nicht. Laut § 50 Absatz 1 Wasserhaushaltsgesetz muss die öffentliche Trinkwasserversorgung Vorrang haben – und das heißt: kostenlose Trinkwasserzugänge im öffentlichen Raum sollten der Regelfall sein. Dafür braucht es ein Sofortprogramm zur Förderung entsprechender Anlagen auf Plätzen, in Parks und an stark frequentierten Orten. Außerdem braucht es landesweite Frühwarnsysteme und Notfallpläne nach dem Vorbild des Hitzetelefons in Brebach. Alleinlebende ältere Menschen müssen aktiv und rechtzeitig informiert werden, um gefährliche Gesundheitsfolgen zu vermeiden.“
„Für einen besseren Schutz der besonders vulnerablen Gruppen fordern wir gesetzlich verpflichtende Hitzeschutzpläne für Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Schulen und Kitas sowie verbindliche bauliche Vorgaben für die Kommunen, die mithilfe von finanzieller Unterstützung durch das Land umgesetzt werden sollten. Nur wenn bauliche Maßnahmen wie Fassadenbegrünungen, Verschattungen, Spezialverglasungen oder die Entsiegelung öffentlicher Flächen zur Pflicht werden, kann unsere Infrastruktur langfristig hitzeresilient gestaltet werden. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zur grünen und blauen Stadtplanung mit Parks, Wasserflächen, Kaltluftschneisen und vor allem weniger Beton. Gerade die Wiedervernässung von Böden ist entscheidend, um Wasser in der Fläche zu halten und damit sowohl Dürre als auch Extremregenereignisse abzumildern. Der natürliche Wasserkreislauf ist unser wichtigster Verbündeter im Hitzeschutz und wird bislang komplett ignoriert. Ein weiteres gravierendes Defizit sehen wir im fehlenden Fokus auf die Landwirtschaft. Der Bereich, der mit am stärksten unter Hitzewellen leidet, bleibt im Aktionsplan Hitze komplett außen vor. Es braucht gezielte Programme für hitzeresistente, klimaangepasste Sorten und eine stärkere Unterstützung bei Ernteausfällen infolge von Dürre oder Extremwettern. Wenn wir die Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen im Saarland sichern wollen, müssen wir jetzt handeln, nicht erst im nächsten Sommer“, warnt Morbe.