Volker Morbe, Landesvorsitzender und bildungspolitischer Sprecher der saarländischen Grünen, sieht das Saarland in einer bildungspolitischen Notlage. Denn in keinem anderen Bundesland haben sich in den letzten Jahren die Leistungen der Schüler:innen so negativ entwickelt wie hier. Immer mehr sogenannte „Risikoschüler:innen“ erreichen nicht das notwendige Bildungsniveau, das ihnen eine Ausbildungsfähigkeit und Integration in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Das hat seine Gründe, nicht zuletzt in problematischen Unterrichtsbedingungen und mangelnden objektiven Leistungs- und Kompetenzrückmeldungen. Als Antwort auf diese Notlage schlagen die Saar-Grünen einen neuen Ansatz und darauf basierend eine neue Qualitätspolitik vor.
Kernelement des neuen Ansatzes ist ein gemeinsames Unterstützungssystem von Schulaufsicht, Fortbildung und einem neu zu errichtenden Qualitätsinstitut. Letzteres soll auf der Grundlage sozialer Daten und Kompetenzdaten der Schüler:innen den allgemeinbildenden Schulen Rückmeldungen über die Lernentwicklung zur Verfügung stellen und passgenaue Unterstützungs- und Fördermaßnahmen anbieten. Auch Personal- und Sachleistungen können den Schulen somit bedürfnisorientiert zugewiesen werden. Mit jeder einzelnen Schule können regelmäßig Zielvereinbarungen getroffen werden.
Eine Skizze und wichtige Grundaussagen des neuen Ansatzes ebenso wie weitere qualitätssichernde Begleitmaßnahmen enthält der beigefügte Leitantrag „Das Saarland muss Bildungsaufsteigerland werden: Bildungsgerechtigkeit stärken – die saarländische Bildungspolitik braucht eine neue Steuerung!“.
Volker Morbe: „Auf das Ausmaß der Kompetenzkrise im Saarland und die Folgen haben zuerst wir Saar-Grünen hingewiesen. Wir haben uns schon zur Landtagswahl 2022 für die Sicherung der Ausbildungsfähigkeit und die gezielte Verbesserung vor allem der mathematischen und sprachlichen Kompetenzen der Schüler:innen durch regelmäßige Lernstandserhebungen ausgesprochen. Diese sollten die Grundlage gezielter Förder- und Schulentwicklungsmaßnahmen bilden und von einem Qualitätsinstitut durchgeführt werden. Vorbilder damals wie heute sind Bundesländer wie z. B. Hamburg, Sachsen und Bayern, die ihre Schüler:innen, anders als im Saarland, schon seit langem massiv durch ein leistungsfähiges Bildungsmonitoring und davon abgeleitete Fördermaßnahmen unterstützen. Diese Länder besetzen in der Regel die Spitzenpositionen bei den Schüler:innenleistungen im Länderranking.“
Bestätigt haben uns landesintern bildungspolitische Gespräche der Saar-Grünen-Vorsitzenden mit der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und der Arbeitskammer in den letzten beiden Jahren. Im Juni 2025 hat die Arbeitskammer dann in ihrem Bildungsbericht ebenfalls eine neue Bildungssteuerung vorgeschlagen. Die Bildungssteuerung müsse strategisch ausgerichtet werden hin zu einer „systemischen Qualitätsentwicklung“, ein Bildungsmonitoring werde benötigt. [1]
Sowohl der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband als auch der Philologenverband haben sich klar für eine stärkere Orientierung an den Kompetenzen der Schüler:innen ausgesprochen. Als Gastredner auf dem Parteitag der Saar-Grünen sprach sich der SLLV-Vorsitzende Dominik Schwer für eine überparteiliche und evidenzbasierte Bildungsplanung im Saarland aus. Und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft veröffentlichte in ihrer letzten Mitgliederzeitschrift einen Artikel der Arbeitskammer, in dem die richtungsweisenden Empfehlungen für eine neue Bildungssteuerung vorgestellt wurden.
Der Landesvorsitzende abschließend: „Frau Streichert-Clivot, geben Sie inhaltliche Antworten auf die Kompetenzkrise und machen Sie diese transparent! Die saarländischen Schüler:innen benötigen dringend und nachhaltig mehr Kompetenzen und eine bessere Bildung. Es geht hier um die Zukunftschancen vieler einzelner junger Menschen!“