Gentechnikpläne der EU gefährden (ökologische) Landwirtschaft im Saarland

Die saarländischen Grünen fordern die EU Kommission auf, die geplanten Änderungen in der Kennzeichnungspflicht von gentechnisch veränderten Pflanzen und Lebensmitteln zu stoppen. Stefan Zenner, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft, erklärt, dass mit dem Wegfall der Kennzeichnungspflicht ein enormer Vertrauensverlust bei den Verbraucher:innen und Landwirt:innen einhergehen würden. Ökologisch wirtschaftende Betriebe sieht er sogar in ihrer Existenz gefährdet.

Die Landesvorsitzenden Jeanne Dillschneider und Volker Morbe äußern sich dazu: „Ein so gravierender Eingriff in die Rechte von Verbraucher:innen, in die Natur und die Landwirtschaft darf nicht im Schnellverfahren durchgesetzt werden! Mündige Verbraucher:innen und Landwirt:innen müssen wissen was sie kaufen, eine Kennzeichnungspflicht steht für uns außer Frage!“

Die grüne Gentechnik steht seit Jahrzehnten in der Diskussion. Die EU-Kommission will die bisherigen strengen Regelungen lockern und begründet dies u.a. mit einer Weiterentwicklung der Methoden. Für die Landesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft der Grünen im Saarland gehen die Lockerungen viel zu schnell und sind zu intransparent. Das Vorsorgeprinzip einer nachhaltigen Umwelt- und Gesundheitspolitik wird dadurch ausgehebelt.

Stefan Zenner, selbst Landwirt aus Gerlfangen, erklärt dazu weiter: „Die grüne Gentechnik hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Das CRISPR/Cas, die sogenannte Genschere, erlaubt es ins Erbgut von Pflanzen einzugreifen und dieses gezielt zu verändern. Die EU-Kommission plant nahezu im Eilverfahren die bisher geltenden Regelungen in der EU und damit auch in Deutschland und dem Saarland zu lockern. Zukünftig soll es keine Risikobewertung oder Kennzeichnung von genveränderten Pflanzen geben. Das bedeutet, dass die Verbraucher:innen nicht mehr unterscheiden können, ob ihre Lebensmittel gentechnisch verändert wurden oder nicht. Die landwirtschaftlichen Betriebe macht man quasi abhängig von profitorientieren Forschungslaboren und Züchtungsunternehmen. Als „Zugabe“ zum patentierten Saatgut gibt es dann gleich die passenden und auf das Saatgut abgestimmten Pestizide dazu. Künftig würden wenige Großkonzerne den Markt und den Preis beherrschen. Zudem würde die Vielfalt an Getreidesorten deutlich sinken. In Zeiten des Klimawandels muss sich die Landwirtschaft in ihrer Sortenwahl und Anbautechniken den veränderten Bedingungen anpassen und muss sich breit aufstellen. Die geplante EU-Regelung dokumentiert somit auch die Aufgabe des Vorsorgeprinzips einer nachhaltigen Umwelt- und Gesundheitspolitik. Aus Sicht der ökologischen Landwirtschaft, die in einem Kreislaufsystem wirtschaftet, sind diese Entwicklungen enorm gefährlich, ja existenzgefährdend. Es bedarf deshalb klarer und transparenter Kennzeichnungsregelungen. Eine fehlende Kennzeichnung führt zu enormen Vertrauensverlusten auf allen Ebenen. Die EU-Kommission muss daher ihre Pläne genau überdenken und keine Schnellschüsse starten. Denn Rechtsicherheit- und Klarheit sowie bedingungslose Transparenz haben oberste Priorität. Nicht nur zum Schutz der Verbraucher, sondern auch zum Schutz der landwirtschaftlichen Betriebe im Saarland“.