Abriss des Saarbrücker Finanzamtes beschlossen – Chance auf Umnutzung und für Denkmal- und Klimaschutz vertan!

Am Mittwoch wurde der Abriss des Finanzamtes vom Kultusministerium genehmigt. Die saarländischen Grünen kritisieren diese Entscheidung der SPD-geführten Landesregierung vehement. Diese zeigt einen völlig verantwortungslosen Umgang mit dem städtebaulichen Erbe, missachtet alle Belange des Klimaschutzes und setzt eigene Interessen in einem intransparenten Verfahren rücksichtslos durch.

„Die Landesregierung hat wiederholt auf eine angeblich marode Bausubstanz und hohe Sanierungskosten verwiesen, entsprechende Belege wurden aber weder dem Denkmalamt noch dem Landesdenkmalrat vorgelegt.“ – so die Landesvorsitzende Jeanne Dillschneider. Dass dieses Vorgehen nicht korrigiert wurde, lässt Schlimmes für alle anderen unter Denkmalschutz stehenden Gebäude im Saarland befürchten und zeigt, dass die Landesregierung im Zweifelsfall nicht gewillt ist, sich an grundlegende Verfahrensregeln in diesem Bereich zu halten. Fachgremien wie der Landesdenkmalrat wurden brüskiert und diskreditiert. Auch die Landeshauptstadt wurde in der Frage der künftigen Nutzung dieses Filetgrundstücks im Herzen der Stadt schnöde übergangen. „Obwohl das Kind jetzt schon in die Brunnen gefallen ist, bleiben wir dabei und fordern die Landesregierung auf, die einschlägigen Unterlagen der Stadt Saarbrücken und der Öffentlichkeit transparent vorzulegen und nicht länger mit in keiner Weise belegten Behauptungen zu agieren.“

Nicht nur das unsägliche Verfahren, auch auf der Sachebene sehen die saarländischen Grünen den geplanten Abriss des ehemaligen Finanzamtsgebäudes sehr kritisch. „Im baukulturellen Erbe spiegeln sich unsere Geschichte und Identität, die wir nicht ohne Not auf einer Müllhalde entsorgen sollten.“, so Jeanne Dillschneider, Landesvorsitzende der Grünen. „Die Landesregierung hat ihre Baudenkmäler in den vergangenen Jahren leider völlig vernachlässigt und dadurch den maroden Zustand, den sie nun beklagt, selbst verursacht.“

Die Grünen weisen außerdem darauf hin, dass durch den Abriss dieses Gebäudes die darin gebundene graue Energie verloren geht, und dass durch seinen Erhalt hingegen massiv CO2-Emissionen eingespart werden könnten. „Die Abrisspläne der Regierung stehen in völligem Widerspruch zum saarländischen Klimaschutzgesetz.“ – so die grüne Landesvorsitzende – „Denn darin wird den öffentlichen Stellen im Hinblick auf die Verbesserung des Klimaschutzes eine allgemeine Vorbildfunktion zugewiesen (§ 10). Die Landesregierung hat sich in diesem Gesetz zur Schonung natürlicher Ressourcen verpflichtet. Sobald aber ein Investor anklopft, will man davon nichts mehr wissen. Das ist das Gegenteil von Verantwortung.“

Die Landesregierung hat es zudem versäumt, andere Perspektiven, wie etwa eine kulturelle Nutzung im Sinne eines Ausbaus der Kulturmeile von der Modernen Galerie bis zum Rabbiner-Rülf-Platz zu prüfen. „Die Regierung beruft sich auf ein angebliches ‚öffentliches Interesse‘, ohne je eine öffentliche Diskussion dazu geführt zu haben“, so Dillschneider. „Statt einer Politik nach Gutsherrenart hätten wir ein Verfahren, das Denkmal- und Klimaschutz eine Chance gibt und das die Wünsche und Ideen der Stadtgesellschaft mit einbezieht, erwartet.“