Saargrüne fordern die Landesregierung auf, ihren Aktionsplan Hitzeschutz konkreter auszugestalten 20. August 202430. August 2024 Anlässlich der aktuellen Hitzewelle begrüßen die Grünen im Saarland den Aktionsplan der Landesregierung zum Schutz der Menschen im Saarland vor Hitze, weisen aber auch auf einige Schwächen hin. Jeanne Dillschneider, Landesvorsitzende: „Der Aktionsplan enthält viele Informationen und Empfehlungen, wird aber viel zu wenig konkret. So sollen Arbeitgeber:innen lediglich „ermutigt“ werden, ihren Arbeitnehmer:innen Angebote wie flexible Arbeitszeiten, Schutzkleidung oder Erholungspausen zu machen. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels muss hier ein grundsätzliches Umdenken stattfinden. Lernen können wir dabei vor allem von Ländern mit mediterranem Klima. In wärmeren Ländern wird zum Beispiel an Autobahnbaustellen grundsätzlich nachts gearbeitet. Ein Beispiel nehmen, könnten wir uns auch an den Trinkbrunnen, die anderswo weit verbreitet sind, in Deutschland, aber wenn überhaupt in Schulen und Wasserspielplätzen zur Verfügung stehen. Vor dem Hintergrund der steigenden körperlichen Belastungen der Menschen durch den Klimawandel fordern wir eine schnellere Umsetzung der EU-Trinkwasserrichtlinie und des deutschen Wasserhaushaltsgesetzes durch mehr kostenlose Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum. Um dies landesweit umsetzen zu können, muss die Landesregierung ein Sofortprogramm zur finanziellen Unterstützung der Kommunen auflegen.“ „Doch nicht nur im Freien Arbeitende sind besonders durch Hitzewellen gefährdet, auch Säuglinge und Kleinkinder, Schwangere, Ältere und chronisch Kranke gehören zu den Risikogruppen. Die gesundheitlichen Folgen reichen von eingeschränkter Leistungsfähigkeit, Austrocknung, Kreislaufproblemen bis hin zum lebensbedrohlichen Hitzschlag. Laut Robert Koch-Institut sind 2023 in Deutschland 3200 Menschen durch die Folgen von Hitze verstorben, 2024 waren es bis zur Kalenderwoche 31 bereits 1300“, ergänzt Dillschneider. „Um vulnerable Gruppen wie allein wohnende Ältere in schlecht isolierten Gebäuden rechtzeitig zu warnen, sollte das vorbildliche Beispiel des Hitzetelefons Brebach landesweit eingeführt werden. Teilnehmende Senior:innen werden aktiv telefonisch über drohende Hitzewellen und mögliche Schutzmaßnahmen informiert“, erklärt die Landesvorsitzende der Saargrünen weiter. Volker Morbe, Landesvorsitzender, ergänzt: „Gerade Sonnenbrand im Kindesalter begünstigt das spätere Entstehen von Hautkrebs, daher sind Sonnensegel für Spielplätze und Kitas ein absolutes Muss. Noch besser ist die natürliche Verschattung durch Bäume geeignet. Ein Laubbaum mit einem Kronendurchmesser von 15 m bietet nicht nur Schatten, sondern kann durch Verdunstung von etwa 400 l Wasser pro Tag die Luft um bis zu acht Grad abkühlen! Zugleich trägt er damit zur Wolkenbildung bei, bindet eine Tonne CO2, bildet Sauerstoff für 50 Menschen pro Tag und reinigt die Luft von Schadstoffen.“ „Darüber hinaus sollte der bauliche Hitzeschutz zur verbindlichen Pflichtaufgabe der Kommunen gemacht werden und Geld dafür vom Land bereitgestellt werden. Dies fordern in einem gemeinsamen Papier die Landesärztekammer, die Architektenkammer Baden-Württemberg, und auch der hessische Städtetag erhebt die gleiche Forderung. Dadurch erhält der Hitzeschutz bei Baumaßnahmen die nötige Priorität, und die Gemeinden können Hotspots und Lösungsansätze identifizieren“, erläutert Morbe. „Kurzfristig kann man zum Beispiel kühlenden Wasserdampf versprühen (urbaner Regen) oder mobiles Grün aufstellen. Langfristig gilt es, vorhandene Gebäude optimal zu beschatten, beispielsweise durch Sonnenschutz an den Fenstern oder Fassadenbegrünung. Bei Neubauten kann gleich eine Spezialverglasung verwendet werden, die nicht so viel Wärme ins Gebäude durchlässt. Auch Dachüberstände, Balkone etc. können zur Schattengebung genutzt werden. Das Ganze sollte eingebettet sein in eine grüne und blaue Stadtplanung, mit Parks, Kaltluftschneisen und einem Regenwasserkonzept, mit möglichst wenig versiegelten Flächen, Dachbegrünung und einem Befreien der Flüsse von Beton. Allein die Begrünung eines Flachdachs von 500 qm entfaltet eine Verdunstungskälte von 680 kWh, das entspricht der Jahresleistung von drei Kühlschränken“, schließt der Landesvorsitzende ab.