Die Lage in den saarländischen Wildtierauffangstationen ist dramatisch. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel und personeller Überlastung stehen viele Einrichtungen kurz vor einem Aufnahmestopp. Einige Pflegestellen, wie die von Frau Bettinger in Wadern-Morscholz, mussten diesen bereits ausrufen.
„Wildtierstationen wie die von Frau Bettinger sind unverzichtbar für den Schutz hilfsbedürftiger Wildtiere. Sie leisten Tag für Tag Übermenschliches, oft am Limit und weit über das hinaus, was privat noch tragbar ist“, erklärt Volker Morbe, Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Saar und Mitglied im Kreistag Merzig-Wadern.
Die Station von Frau Bettinger war über viele Jahre eine zuverlässige Anlaufstelle, insbesondere für die Versorgung von Wildvögeln. Nach Frau Bettingers Aussage konnte sie noch bis vor einem Jahr ihre Rechnungen direkt über die zentrale Wildvogelstation (WIVO) beim Umweltministerium einreichen und bekam ihre tatsächlichen Kosten erstattet. Seitdem erhält sie jedoch nur noch ein pauschales Jahresbudget in Höhe von 3000 Euro. Eine Summe, die in keiner Weise den tatsächlichen Ausgaben entspricht. Im vergangenen Jahr blieb sie auf rund 6000 Euro an Kosten sitzen. Jetzt, zur Hochsaison der Jungvögel, reicht das Geld für Spezialfutter, etwa für Mauersegler, kaum noch. Allein die wöchentliche Versorgung mit geeignetem Insektenfutter kostet etwa 300 Euro. Nur durch eine private Spende des NABU Merzig kann der Betrieb derzeit noch fortgesetzt werden.
„Diese Situation bzw. dieses Angewiesensein auf Spenden ist untragbar. Wer so engagiert arbeitet, darf nicht im Regen stehen gelassen werden und braucht gesicherte finanzielle Mittel und Planungssicherheit. Frau Bettinger sollte im Rahmen ihrer Arbeit Unterstützung und Wertschätzung erfahren und nicht noch auf den Kosten sitzenbleiben!“, so der Landesvorsitzende weiter.
In besonderer Not und häufig Patienten in Wildtierauffangstationen sind derzeit vor allem Mauersegler und Schwalben. Durch die anhaltende Hitze verlassen viele Jungvögel ihre Nester zu früh – eine direkte Folge der Klimakrise. Gleichzeitig verschärft der Verlust von Lebensräumen durch Versiegelung, Baumfällungen und fehlende Begrünungsmaßnahmen die Notlage der Tiere.
Die Saar-Grünen fordern daher das Umweltministerium zu den folgenden Maßnahmen auf:
- Ersetzung der pauschalen Budgets durch eine bedarfsgerechte Finanzierung
- Prüfung der Wiedereinführung der Einzelfallabrechnung für Pflegestellen
- Bessere personelle und finanzielle Ausstattung der zentralen Wildvogelstation zur stärkeren Unterstützung regionaler Stationen
- umfassendere Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise: Entsiegelung, Baumpflanzungen, Dach- und Fassadenbegrünung
- gezielte Förderung geeigneter Nist- und Brutplätze, insbesondere für Gebäudebrüter wie Mauersegler und Schwalben (Aufklärung, Förderprogramme und gesetzliche Verpflichtungen bei Baumaßnahmen)
„Die Artenvielfalt stirbt leise und mit jeder überforderten Pflegestelle ein Stück schneller. Wir dürfen diese Menschen nicht alleinlassen. Bürgerschaftliches Engagement verdient politische Rückendeckung und verlässliche finanzielle Strukturen“, so Morbe abschließend.
Auch Bürger:innen können helfen: Wer die Arbeit von Frau Bettinger unterstützen möchte, kann direkt Kontakt zu ihr aufnehmen (Adresse: Probsteistraße 25, 66687 Wadern-Morscholz).