Die Saargrünen hatten zuletzt scharfe Kritik an der Ministerin wegen der nach ihrer Meinung zeitlich überstürzten Einführung des neunjährigen Gymnasiums geäußert.
Die Landesvorsitzende Uta Sullenberger betont noch einmal, dass ihre Partei grundsätzlich die Wiedereinführung von G9 im Saarland begrüße. „Für eine erfolgreiche Einführung von G9 müssen allerdings zahlreiche Aspekte beachtet werden, die wir in einem Neun-Punkte-Forderungskatalog zusammengefasst haben.“
„Anstatt G9 im Blindflug einzuführen, sprechen wir uns für eine schrittweise, zeitlich gestreckte und gut vorbereitete Wiedereinführung aus, verbunden mit einer pädagogischen, inhaltlichen und personellen Weiterentwicklung des Gymnasiums. Nur so kann G9 erfolgreich gelingen“, ergänzt der stellvertretende Landesvorsitzende Volker Morbe
Deshalb sollte das Einführen von G9 an folgende Bedingungen geknüpft werden:
1. Eine neue Lernkultur in G9: Schüler*innen sollen die Möglichkeit erhalten, durch offene Lernformen ihren eigenen Lernweg selbstständig und eigenverantwortlich zu gestalten.
2. Flexiblere Lernzeit in G9: Durch mehr individualisierende Lernformate, differenzierte Aufgaben, Wochenpläne, Lernbüros oder individuell zu wählende Studienzeiten soll eine größere Flexibilität beim Lerntempo ermöglicht werden, was für schnellere lernende Schüler*innen auch eine Verkürzung der Schulzeit zur Folge haben kann.
3. Mehr zukunftsorientierte Fächer in G9: In den Stundenkanon des Gymnasiums müssen zukunftsorientierte Fächer aufgenommen werden. Wichtig sind Themen wie Demokratie lernen, Nachhaltigkeit, Informatik, wahlweise Wirtschaft / Finanzen und der Umgang mit sozialen Netzwerken.
4. Mehr Differenzierung und Förderung in G9: G9 wird die Gymnasien vor neue Herausforderungen stellen, da die Schülerschaft heterogener wird. Deshalb müssen in Gymnasien mehr Differenzierungs- und Förderkonzepte implementiert werden. Gerade Schülerinnen und Schüler, die mehr Zeit zum Lernen brauchen, können profitieren.
5. Mehr Schulsozialarbeit in G9: In Anbetracht der zu erwartenden Steigerung der Heterogenität innerhalb der Schülerschaft ist es unabdingbar, die Schulsozialarbeit innerhalb der Gymnasien als Bindeglied zur Jugendhilfe und als Teil von multiprofessionellen Teams gestärkt werden.
6. Elternwille bei der Schullaufbahnempfehlung für G9: Die derzeitige unverbindliche Schullaufbahnempfehlung durch die Grundschulen soll beibehalten werden. Der Elternwillen bei der Schullaufbahnentscheidung soll auch für ein neunjähriges Gymnasium gestärkt bleiben.
7. Mehr Inklusion in G9: Flexibilisierung und Individualisierung eröffnen die Möglichkeit, allen Kindern gerecht zu werden.
8. Ressourcen für alle Schulformen bereitstellen, nicht nur für G9: Das Einführen von G9 darf nicht dazu führen, dass andere Schulformen und Bildungseinrichtungen vernachlässigt werden. Wir erwarten von der Landesregierung, dass diese in gleichem Maß mit dringend notwendigen Ressourcen ausgestattet werden.
9. Neue Räume für G9: Zur Umsetzung eines neunjährigen Gymnasiums müssen die räumlichen Voraussetzungen angepasst werden. Moderne, technisch hochwertig ausgestattete Räume müssen geschaffen werden, nicht nur an Gymnasien. Um dies umsetzen zu können, bedarf es einer starken finanziellen Unterstützung der Schulträger durch das Land.
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