Inklusion an saarländischen Schulen: Kein Grund für einen Blindflug

Inklusion ist ein grundlegendes Menschenrecht, das allen Schülerinnen und Schülern unabhängig von ihren individuellen Bedürfnissen eine gleichberechtigte Teilhabe am Bildungssystem ermöglichen sollte. Daher sind alle Schulen im Saarland inklusive Schulen, zumindest auf dem Papier. Die Grünen Saar setzen sich dafür ein, dass Inklusion umgesetzt wird. Das heißt, es müssen Bedingungen geschaffen werden, die jedem Kind ermöglichen, sein volles Potenzial zu entfalten.

„Es ist die Aufgabe von Bildungsministerin Streichert-Clivot, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der gesetzliche Anspruch auch umgesetzt werden kann.“ betont Volker Morbe, Landesvorsitzender. „Da wundert es sehr, dass das saarländische Bildungsministerium nach eigenen Worten keine Angaben zur Inklusionsquote machen kann. Dabei werden von den Regelschulen jährliche Statistiken zum Thema Inklusion angefordert. Warum diese Statistiken nicht ausgewertet werden oder geheim gehalten werden, erschließt sich nicht. Es gibt keinen Grund für einen Blindflug in Sachen Inklusion.“

Die Saar-Grünen fordern daher die Ministerin auf, aus den Inklusionsdaten kein Staatsgeheimnis zu machen.

„Vielerorts sind die Bedingungen für die Inklusion unzureichend ausgebaut“, kritisiert Volker Morbe. „Noch nicht einmal barrierefreie Gebäude stehen ausreichend und wohnortnah zur Verfügung, geschweige denn ausreichendes Personal. Für das gesamte Schulsystem wurden zwar 300 neue Stellen für die Schulen ausgewiesen, bei dem jetzigen Schüler*innenanstieg und den Mehrbedarf, der auch bedingt durch die Rückkehr zu G 9 ist, reicht das aber nicht aus. Auch nicht, um den personellen Anforderungen einer inklusiven und individuell ausgerichteten Unterrichtung zu entsprechen. Es sind deutlich mehr Stellen, auch im Bereich der multiprofessionellen Teams, notwendig.“

Diese Stellen einzurichten, forderten die Grünen das Bildungsministerium immer wieder auf. Gegenwärtige Engpässe auf dem Fachkräftemarkt dienten hier nur bedingt als Ausrede, da Ministerin Streichert-Clivot es in der vergangenen Legislatur versäumt habe, hier gegenzusteuern. Auch gegenwärtig seien die Aktivitäten zur Behebung von Personalengpässen allenfalls halbherzig.

„Dabei sind die Voraussetzungen für eine gute Inklusion schon lange bekannt: Wir brauchen kleinere Klassen, multiprofessionelle Teams an den Regelschulen, mehr Gruppenräume, mehr individuelles Lehr- und Lernmaterial, mehr Flexibilität in der Stundenplangestaltung, mehr Kooperationszeit an den Schulen. Die Schaffung einer inklusiven Lernumgebung fordert deutlich höhere Investitionen in die Zukunft von Kindern und Jugendlichen. Es ist aber auch eine Ressourcensteuerung notwendig, damit die Mittel da ankommen, wo sie besonders gebraucht werden. Das sehen wir im Saarland viel zu wenig“, so Morbe abschließend.

„Nur durch eine konsequente Umsetzung inklusiver Bildungspraktiken können die saarländischen Schulen zu Orten werden können, an denen Vielfalt als Chance gesehen und jedes Kind in seiner Einzigartigkeit geschätzt wird.“