Saar-Grüne: Zum INSM-Bildungsmonitor 2024 – Die Entwicklung der Schülerleistungen gefährdet unsere Zukunft! 4. September 20244. September 2024 Die positive Gesamtbewertung (Platz 6) des saarländischen Bildungssystems im INSM-Bildungsmonitor 2024 des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beruht nach Einschätzung des Vorsitzenden Volker Morbe darauf, dass hier eine Fülle von bildungsökonomischen Faktoren berücksichtigt werden, die nicht oder nicht unmittelbar mit Schulqualität in Verbindung stehen. Im Bereich Schulqualität und Schülerleistungen schneide das Saarland auch im Bildungsmonitor wie in den letzten Bildungstrend-Vergleichsstudien der Kultusministerkonferenz (KMK) wesentlich schlechter ab als der Durchschnitt der anderen Bundesländer – mit absehbar negativen Folgen für das Saarland! Bei den Stärken des Saarlandes im Bildungsmonitor 2014 dominieren hochschulbezogene Faktoren wie der jeweils relativ hohe Anteil von dualen Studierenden und von abgeschlossenen Promotionen und Habilitationsverfahren, die die starke Forschungsorientierung belegten. Gemessen an der akademischen Wohnbevölkerung bilde das Saarland überdurchschnittlich viele Akademikerinnen und Akademiker aus und unterstütze damit auch die Deckung des Bedarfs an Akademikerinnen und Akademikern in anderen Bundesländern. Zum positiven Abschneiden des Saarlandes in der Gesamtwertung tragen demnach auch die überdurchschnittliche Ausbildung in IT an Hochschulen und in der dualen Berufsausbildung bei. Kritisch eingeschätzt wird vom Bildungsmonitor 2024 dagegen die saarländische Entwicklung im Bereich Bildungsarmut und Bildungsgerechtigkeit. Bei der aktuellen Bildungstrend-Vergleichsstudie aus dem Jahr 2022 ließ sich für die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Saarland im Deutsch-Lesen ebenso wie in Englisch eine überdurchschnittlich hohe Risikogruppe feststellen. In Englisch belegte das Saarland sowohl im Lesen als auch im Hörverstehen jeweils gar den letzten Platz aller Bundesländer. Ebenfalls ungünstiger als im bundesdeutschen Durchschnitt fiel der saarländische Anteil der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Abschluss an allen Schulabsolventinnen und -absolventen aus (Saarland: 7,5 Prozent; Bundesdurchschnitt: 6,8 Prozent). Und auch beim Anteil der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen an den Abgängerinnen und Abgängern aus dem Berufsvorbereitungsjahr erreichte das Saarland wiederum einen unterdurchschnittlichen Wert. Angesichts dieser problematischen („herausfordernden“) Fakten verwundert es nicht, dass das Saarland im Bereich Schulqualität im unteren Bereich des Rankings des Bildungsmonitors 2024 seinen Platz findet. Von negativen Entwicklungen im Saarland berichtete im letzten Jahr übrigens auch der Bildungsmonitor 2023. Danach war die Erfolgsquote bei den Prüfungen der dualen Ausbildung im Jahr 2021 mit 84,9 Prozent niedriger als im Bundesdurchschnitt (88,6 Prozent). Schlechter als der Bundesdurchschnitt schnitt das Saarland danach auch bei dem Anteil erfolgreicher Absolventinnen und Absolventen an den Berufsfachschulen, Fachoberschulen und Fachschulen ab. Volker Morbe: „Nimmt man die letzten verfügbaren Ergebnisse der nationalen Schülerleistungsstudien (Bildungstrends) in den Kernfächern für die Klasse 9, in denen die Schülerleistungen in den Bundesländern analysiert und miteinander verglichen werden, so stellt sich die Lage für das Saarland noch viel dramatischer dar. Danach haben sich die saarländischen Schüler:innen in ihren Kompetenzen auch im Ländervergleich nicht erst seit der Pandemie massiv verschlechtert und sind in Englisch und Französisch auf den letzten Platz abgerutscht, in Mathematik auf den Zweit- beziehungsweise Drittletzten (je nach Indikator). Auch in Deutsch war die Entwicklung schlechter als im Durchschnitt der anderen Bundesländer. Hier haben überschlagen rund 50 % der Gemeinschaftsschüler:innen die Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss (MSA) im Bereich Lese- und Hörverstehen nicht erreicht.“ Volker Morbe, an die Bildungsministerin gewandt: „In den anderen Ländern mit guter Platzierung im Bildungsmonitor 2024 (v. a. Sachsen, Bayern, Hamburg, Baden-Württemberg) werden anders als im Saarland die Schüler:innen massiv durch ein leistungsfähiges Bildungsmonitoring und davon abgeleitete Fördermaßnahmen unterstützt und besetzen so die Spitzenpositionen bei den Schülerleistungen im Länderranking. Dagegen das Saarland – in keinem anderen Bundesland ist die Entwicklung der Schülerleistungen so negativ wie hier, was nicht nur den Wirtschaftsstandort, sondern auch den sozialen Frieden massiv gefährdet. Immer mehr schwächere Schüler:innen, vor allem in Grund- und Gemeinschaftsschulen, erreichen aufgrund schlechter Unterrichtsbedingungen und mangels objektiver Leistungs- und Kompetenzrückmeldungen, die es in anderen Bundesländern gibt, nicht das notwendige Bildungsniveau, das ihnen Ausbildungsfähigkeit und eine zufriedenstellende Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt ermöglichen würde. Dieses Versagen bei der Kernaufgabe von Schulpolitik, nämlich insbesondere die schwächeren Schüler:innen optimal zu fördern, verantworten Sie, Frau Bildungsministerin, und Ihr Vorgänger. Und zwar, indem Sie dafür sorgten und sorgen, dass die deutschlandweit vereinbarten Kompetenzniveaus bei Übergängen und Abschlüssen im Alltag der Gemeinschaftsschule immer weniger berücksichtigt werden, weil sie nicht verlässlich, zum Beispiel durch standardisierte landesweite Abschlussprüfungen, überprüft werden. Ausreichend und bessere Noten werden in den letzten Jahren bei Abschlüssen vergeben, ohne dass die vorgeschriebenen Bildungsstandards verlässlich erreicht sind!“