Saargrüne fordern besseres Gesundheitsangebot für Kinder mit Behinderung – Zweites Sozialpädiatrisches Zentrum nötig

Die aktuelle Situation der medizinischen Versorgung von Kindern mit schweren Behinderungen, Entwicklungsstörungen und chronischen Erkrankungen im Saarland ist alarmierend. Über 1.000 Kinder auf der Warteliste und Wartezeiten von bis zu drei Jahren sind inakzeptabel. Die Saar-Grünen unterstützen daher die Forderung des Landesbeauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Michael Schmaus, nach einem zweiten Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ).

„Es ist nicht hinnehmbar, dass Familien im Saarland jahrelang auf dringend benötigte Unterstützung warten müssen. Ein weiteres SPZ ist unverzichtbar, um die eklatante Unterversorgung zu beseitigen und diesen Kindern endlich die notwendige medizinische und therapeutische Hilfe zu ermöglichen“, erklärt Volker Morbe, Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Saar.

Umsetzung schulischer Inklusion benötigt Diagnose- und Therapieplätze
Morbe, selbst Schulleiter einer Grundschule, bringt einen weiteren Aspekt mit ein, der die Dramatik fehlender Diagnose- und Therapieplätze noch verstärkt:

„Gemäß § 35a Sozialgesetzbuch VIII haben Kinder mit seelischer Behinderung, wie Autismus, ADHS oder psychischen Erkrankungen, einen Anspruch auf Eingliederungshilfe. Diese Hilfe kann allerdings nur vom Jugendamt gewährt werden, wenn eine entsprechende Diagnose durch Fachärzt:innen oder approbierte Psychotherapeut:innen vorliegt, die bestätigt, dass ohne Hilfe die schulische Entwicklung gefährdet ist. Da die Diagnosestellen im Saarland extrem rar und zugleich völlig überlaufen sind, wird das inklusive Unterrichten an vielen Schulen enorm auf die Probe gestellt. Selbst Schüler:innen mit starken Beeinträchtigungen warten jahrelang auf die entsprechende Diagnose, bis das Jugendamt als Maßnahmenträger endlich tätig werden kann und eine personelle Unterstützung im Unterricht bewilligen kann.“

„Darüber hinaus benötigt eine gestiegene Zahl an Schüler:innen mit seelischen Beeinträchtigungen Therapieplätze, um ihre Teilnahmefähigkeit am Unterricht zu verbessern oder sogar erst herzustellen. Lange Wartezeiten sind hier für alle Beteiligten kontraproduktiv“, so Morbe.

Dass es im Saarland bislang nur ein einziges SPZ am Kohlhof in Neunkirchen gibt, zeige die massive Versorgungsungerechtigkeit. Insbesondere Kinder mit schweren körperlichen Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen haben hier keine spezialisierte Anlaufstelle. Die Uniklinik Homburg hat bereits einen Antrag auf ein weiteres SPZ gestellt – die Saar-Grünen fordern die Landesregierung auf, diesen sofort zu genehmigen und führen folgende Punkte auf:

• Sofortige Genehmigung des zweiten SPZ an der Uniklinik Homburg, um die Wartezeiten drastisch zu verkürzen.
• Sicherstellung einer hochwertigen psychiatrischen Versorgung für Kinder und Jugendliche im Saarland
• Sicherstellung von zügiger Unterstützung der inklusiven Unterrichtung in den Schulen

„Wir können nicht länger hinnehmen, dass Kinder mit Behinderungen und ihre Familien im Saarland im Stich gelassen werden. Die Landesregierung muss jetzt aktiv werden – sonst verschärft sich die Krise in der Gesundheitsversorgung weiter“, so Morbe abschließend.