Einbruch bei SaarVV-Fahrgastzahlen: Tarifreform bereits zum 1. Januar 2020 umsetzen

Tressel: Attraktivität von Bussen und Bahnen durch gezielte Komfortgewinne steigern

Als Reaktion auf den neuen SaarVV-Verbundbericht für das vergangene Jahr 2018, der einen Einbruch der Fahrgastzahlen von 0,88 Prozent und stagnierende Fahrgeldeinnahmen trotz der Preiserhöhungen ausweist, drängen die Saar-Grünen darauf, die SaarVV-Tarifreform bereits zum 1. Januar 2020 umzusetzen und in diesem Zusammenhang auf eine erneute Preiserhöhung zum Jahreswechsel zu verzichten. Grünen-Landeschef Tressel fordert Verkehrsministerin Rehlinger auf, nicht länger auf Zeit zu spielen, sondern unverzüglich im Interesse der Fahrgäste und wegen der Klimakrise zu handeln. Der Grünen-Politiker regt in einem 5-Punkte-Sofortprogramm Maßnahmen an, die schnell und ohne größere Kosten die Attraktivität von Bussen und Bahnen steigern.

„Laut neuem SaarVV-Verbundbericht für das vergangene Jahr 2018 sind die Fahrgastzahlen um 0,88 Prozent auf gerade einmal noch 70,95 Millionen beförderte Personen zurückgegangen. Auch stagnieren die Fahrgeldeinnahmen trotz der jährlichen Preiserhöhungen. Vor dem Hintergrund, dass die Fahrgastzahlen im Saarland ohnehin meilenweit hinter denjenigen vergleichbarer Verkehrsverbünde zurückliegen, ist dies für die dringend notwendige Verkehrswende ein Armutszeugnis“, sagt Markus Tressel MdB, Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Saar.

Der Grünen-Politiker fordert, das SaarVV-Tarifsystem bereits für das kommende Jahr zu reformieren. Tressel: „Verkehrsministerin Rehlinger darf nun nicht länger auf Zeit spielen, sondern muss unverzüglich handeln. Die groß angekündigte Tarifreform muss bereits zum kommenden Jahr 2020, und nicht erst 2021 kommen. Zugleich müssen die Vorschläge, die auf dem Tisch liegen, im Interesse von Gelegenheitsfahrern und Berufspendlern deutlich nachgebessert werden. Das Saarland könnte bei den Fahrgastzahlen bereits viel weiter sein, wenn die Landesregierung in den vergangenen Jahren konsequent gehandelt und den Fokus nicht lediglich auf den Autoverkehr gelegt hätte.“

Zugleich brauche es weitere Maßnahmen, um mehr Leute zum Umsteigen zu bewegen. Seien Busse und Bahnen attraktiv, so Tressel, stiegen auch Fahrgastzahlen und Fahrgeldeinnahmen. Der Grünen-Politiker schlägt in einem 5-Punkte-Sofortprogramm Maßnahmen vor, die ohne große Kosten zügig umgesetzt werden könnten. Tressel hatte schon in der Vergangenheit Vorschläge gemacht, wie die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs im Saarland kurzfristig verbessert werden könnte.

1. Kostenfreie Fahrradmitnahme auch vor 9 Uhr
Statt an starren Ausschlusszeiten werktags von ganz früh morgens bis immerhin 9 Uhr festzuhalten, sollten zumindest diejenigen Züge für eine kostenlose Fahrradmitnahme freigegeben werden, die bereits heute von der Kapazität her ohne weiteres die Fahrradmitnahme erlauben würden. Insbesondere ganz früh morgens oder nach 8 Uhr, sowie auf Nebenstrecken, sollte dies problemlos möglich sein. Dazu braucht es lediglich eine Evaluation der Fahrgastzahlen und ein entsprechendes Fahrplansymbol.

2. Fahrgastinformation landesweit normieren und ausbauen
Bereits bei den Aushangfahrplänen an Bushaltestellen fängt es an: Statt einer landesweit einheitlichen Fahrgastinformation an den Haltestellen, die übersichtlich und normiert ist, gibt es ein Fahrplan-Wirrwarr, bei dem jedes Verkehrsunternehmen seinen eigenen Fahrplan mit seinem eigenen Layout anbringt. Wir brauchen einheitliche Standards für alle Haltestellen und Fahrzeuge. Darüber hinaus benötigen wir mehr digitale Lösungen, idealerweise auch verknüpft mit anderen Verkehrsträgern. Das Saarland hinkt dieser Entwicklung im Bundesländervergleich weit hinterher.

3. WLAN in allen Bahnen und Bussen
Kostenfreies WLAN in allen Bussen und Bahnen, nicht nur im SÜWEX – dessen tägliches Datenvolumen von gerade einmal 50 MB für eine zeitgemäße Internetnutzung zudem völlig unzureichend ist – muss endlich auch im Saarland selbstverständlich werden. Andernorts ist mobiles Internet in Bahnen und Bussen bereits nicht mehr wegzudenken. Wer mehr Fahrgäste für den öffentlichen Personennahverkehr begeistern will, muss auch ein attraktives und zeitgemäßes Angebot bieten.

4. ÖPNV-Tarif für die Großregion
Wer zwischen den einzelnen Regionen innerhalb der Großregion den öffentlichen Personennahverkehr nutzen möchte, braucht immer noch bis zu drei Fahrkarten. Besonders hart trifft dies die steigende Anzahl von Grenzpendlerinnen und –pendler, für die Bus- und Bahn dadurch fast nicht zu finanzieren sind. Die Menschen werden geradezu zum Auto getrieben. Wer beispielsweise mit dem Zug von Idar-Oberstein nach St. Wendel pendelt und im Vor- und Nachlauf auf den Bus angewiesen ist, braucht derzeit drei Abonnements – eines davon für den Grenzübertritt zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Wir brauchen daher einen gemeinsamen ÖPNV-Tarif für die Großregion. Kurzfristig benötigen wir Übergangstarife, insbesondere mit Rheinland-Pfalz.

5. Mobilitätsgarantie einführen
Immer wieder verpassen Fahrgäste wichtige Termine oder kommen im Extremfall abends gar nicht mehr nach Hause, weil Busse und Bahnen nicht fahrplangemäß fahren. Gesetzliche Fahrgastrechte wie im Eisenbahnverkehr gibt es bei Bussen und Straßenbahnen im Nahverkehr gar nicht. Bei Verspätungen und Ausfällen sind die Fahrgäste weitestgehend rechtlos und bleiben auf der Strecke. Wir brauchen auch im Saarland dringend eine Mobilitätsgarantie. Ein Vorbild kann Nordrhein-Westfalen sein. Wenn sich Bus oder Bahn dort mindestens 20 Minuten verspäten, können sich die Fahrgäste ein Taxi nehmen und bekommen die Kosten erstattet.