Kommunale Grünflächen als Pflichtaufgabe wahrnehmen, Gewässerentwicklung vorantreiben

Der Sommer 2023 ist der wärmste seit es Klimastatistiken gibt. Ein wirksames Mittel gegen Hitze im Siedlungsbereich sind Grünflächen, Stadtbäume und Bäche, so genannte grünblaue Infrastruktur. Das ist mittlerweile hinlänglich bekannt.

Dazu Jeanne Dillschneider, Landesvorsitzende: „Der Wert von Grünflächen und Bächen mit ihren Ufern ist sehr weitreichender Sie haben Bedeutung als sozialer Raum für Begegnung, Bewegung, Sport, Erholung, Kultur, für Biodiversität und Wasserrückhaltung, kurze Wege und Orts- und Stadtbildpflege wichtig. Sie bilden somit ein sozialräumliches, ökologisches und hydrologisches Netz. Gut gestaltete und gepflegte Grünflächen und intakte Bäche mit ihren Ufern sind Alleskönner in Städten und Gemeinden. Aus diesem Grund müssen sie erhalten oder wieder geschaffen werden.“

„Leider wird ihre Bedeutung im Saarland immer noch unterschätzt, insbesondere die Pflege und Unterhaltung wird stiefmütterlich behandelt. Als sogenannt freiwillige Leistung der Kommunen wurden sie über Jahrzehnte bis heute als „finanzieller Steinbruch“ angesehen und Jahr für Jahr wurden Sach- und Personalmittel in diesem Bereich zurückgefahren, um die ständig neuen Aufgaben der Kommunen finanzieren zu können“, so Dillschneider weiter.

Zudem werde innerörtliche und innerstädtische Freiräume immer noch gern als Bauflächen angesehen. Mittlerweile haben sowohl der Flächenverlust als auch der Qualitätsverlust von Freiräumen enorme Auswirkungen auf die Lebensqualität in Dörfern und Städten des Saarlandes.

Dabei haben sich Dörfer und Städte von je her aufgrund landschaftlicher und naturräumlicher Gegebenheiten entwickelt. Immer wurden Orte durch Freiräume und Gewässer definiert und erhielten so ihre eigene Identität. Leider ist diese Art der Siedlungsentwicklung in der Zeit nach 1945 aufgegeben worden zugunsten einer Entwicklung nach rein technischer Machbarkeit. Gewässer wurden verroht und Gewässerauen, Frischluftbahnen und Kaltluftentstehungsgebiete zugebaut.

Volker Morbe, Landesvorsitzender führt dazu aus: „Mit den zunehmenden Anforderungen an robuste und widerstandsfähige Siedlungen ist zwingend eine Umkehr dieser Entwicklung erforderlich. Noch vorhandene Grün- und Freiräume sowie offene Gewässer müssen vor weiterer Inanspruchnahme geschützt, dort wo es möglich ist, wieder zurückgewonnen und vielfach wieder in einen naturnäheren Zustand versetzt werden. Straßenbäume müssen konsequent geschützt, bei Verlust nachgepflanzt werden. Neupflanzungen von Bäumen insbesondere in besiedelten Bereichen sind vorzunehmen.“

„Über eine gute Gestaltung von Freiräumen mit möglichst vielen Bäumen, offenen Vegetationsflächen, Möglichkeiten von Rückhaltung und Versickerung von Oberflächenwasser, Renaturierung von Bächen und Aufenthalts- und Bewegungsflächen für Menschen werden Städte und Gemeinden resilienter, also „elastischer“ hinsichtlich diverser Krisen, sei es die Anpassung an den Klimawandel oder ein Angebot im Falle von Pandemien wie die vergangene Corona-Pandemie, bei der die grünblaue Infrastruktur als Aufenthalts- und Bewegungsraum von Bürgern und Bürgerinnen geschätzt war wie nie zuvor“, ergänzt Morbe.

Aus diesem Grund fordern Bündnis 90/Die Grünen das bestehende Förderprogramm des Landes für strukturverbessernde Maßnahmen an fließenden und stehenden Gewässern auszuweiten auf die Förderung von Investitionen und Unterhaltungsmaßnahmen im Bereich der öffentlichen Freiräume. Nur so sind die klammen saarländischen Kommunen in der Lage, ihr Potenzial an Freiflächen zu nutzen und damit ihre Siedlungsbereiche resilienter zu gestalten. Die Pflege und Unterhaltung von „Grünblauer Infrastruktur“ muss zur Pflichtaufgabe der Kommunen werden und damit verbunden müssen die Kommunen für diese Aufgabe finanziell ausgestattet werden.