Saargrüne: Bildungsministerin gefährdet die Grundlagen der wirtschaftlichen Zukunft des Saarlandes

Die aktuell festgestellten dramatischen Leistungsrückgänge der saarländischen Schüler*innen werden aus Sicht des Vorsitzenden der Saargrünen, Volker Morbe, die Ausbildungsfähigkeit von immer mehr saarländischen Risikoschüler*innen bedrohen und zu einer weiteren Erhöhung der Abbrecherquote in der dualen Ausbildung führen. Angesichts des dramatischen Fachkräftemangels gefährde diese Entwicklung die Zukunft des Saarlandes. Vor diesem Hintergrund wirft Morbe der Bildungsministerin vor, dringend erforderliche Maßnahmen zur Steigerung der Unterrichtsqualität und der Schülerleistungen vor allem in Grund- und Gemeinschaftsschulen aus ideologischen Gründen weiter zu boykottieren und immer mehr saarländische Schüler*innen zu Bildungsverlierern zu machen.


Die Leistungen deutscher Schüler*innen haben sich laut aktueller PISA-Studie im internationalen Vergleich stark verschlechtert, was breit diskutiert wurde. Für das Saarland noch viel dramatischer sind allerdings die ebenfalls aktuellen Ergebnisse der nationalen Schülerleistungsstudien (Bildungstrends) der Kultusministerkonferenz für die Klasse 9, in denen die Schülerleistungen in den Bundesländern analysiert und miteinander verglichen werden. Danach haben sich die saarländischen Schüler*innen in ihren Kompetenzen auch im Ländervergleich nicht erst seit der Pandemie massiv verschlechtert und sind in Englisch und Französisch auf den letzten Platz abgerutscht, in Mathematik auf den zweit- beziehungsweise drittletzten (je nach Indikator). Auch in Deutsch war die Entwicklung schlechter als im Durchschnitt der anderen Bundesländern, hier haben überschlagen rund 50% der Gemeinschaftsschüler*innen die Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss (MSA) im Bereich Lese- und Hörverstehen nicht erreicht.


Vor dieser Entwicklung hat die Arbeitskammer des Saarlandes schon 2022 in ihrem Bildungsbericht gewarnt und darauf hingewiesen, dass ein hoher Anteil Jugendlicher die allgemeinbildenden Mindest- und Regelstandards, die für die berufliche Integration sowie die gleichberechtigte Teilhabe eines Menschen in unserer Gesellschaft notwendig sind, nicht erreicht. Und gerade weil es einem wachsenden Teil der saarländischen Schülerschaft offensichtlich nicht mehr gelingt, ein Mindestniveau im Erwerb von Basiskompetenzen zu erreichen, müsse die Bildungspolitik als strategisches Instrument der Landesentwicklung die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sichern.


Volker Morbe: „In keinem anderen Bundesland ist die Entwicklung der Schülerleistungen so negativ wie im Saarland, was nicht nur den Wirtschaftsstandort, sondern auch den sozialen Frieden massiv gefährdet. Immer mehr schwächere Schüler*innen vor allem in Grund- und Gemeinschaftsschulen erreichen aufgrund schlechter Unterrichtsbedingungen und mangels objektiver Leistungs- und Kompetenzrückmeldungen, die es in anderen Bundesländern gibt, nicht das notwendige Bildungsniveau, das ihnen Ausbildungsfähigkeit und eine zufriedenstellende Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt ermöglichen würde. Dieses Versagen bei der Kernaufgabe von Schulpolitik, nämlich insbesondere die schwächeren Schüler*innen optimal zu fördern, verantworten Sie, Frau Bildungsministerin, und ihr Vorgänger. Und zwar, indem Sie dafür sorgten und sorgen, dass die deutschlandweit vereinbarten Kompetenzniveaus bei Übergängen und Abschlüssen im Alltag der Gemeinschaftsschule immer weniger berücksichtigt werden, weil sie nicht verlässlich überprüft werden. Ausreichend und bessere Noten werden bei Abschlüssen vergeben, ohne dass die vorgeschriebenen Bildungsstandards verlässlich erreicht sind!“


Volker Morbe unterstreicht, dass landeszentrale Prüfungen und Überprüfungen die Einhaltung der vorgeschriebenen Bildungsstandards fördern und Willkür bei der Leistungsbeurteilung verhindern. Letztere sei ja eine wesentliche Ursache von mangelnder Bildungsgerechtigkeit. Vor diesem Hintergrund sei das den Schulen aktuell mitgeteilte Vorhaben des Ministeriums, die landeszentrale Prüfung für den Mittleren Bildungsabschluss an Gemeinschaftsschulen ab 2025 ganz wegfallen zu lassen und durch einen schulinternen Großen Leistungsnachweis zu ersetzen, gerade der falsche Weg. Dieser Plan zeuge von Leistungsvergessenheit und fuße wohl auf der ideologischen Überzeugung, dass Lehrkräfte am besten die Kompetenzstände ihrer Schülerinnen und Schüler einschätzen könnten. Volker Morbe: « Frau Ministerin, sorgen Sie für verlässliche und gerechte Leistungsrückmeldungen durch Aufbau eines Bildungsmonitorings, bei dem den Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften ebenso wie den Eltern ab der Grundschule regelmäßig verlässliche individuelle Kompetenzstände und eventuelle Förderbedarfe mitgeteilt werden und in der Folge auch entsprechende Förderangebote vorgehalten werden! Und nehmen Sie sich ein Beispiel an der sehr positiven Entwicklung der Schülerleistungen in Hamburg – in keinem anderen Bundesland haben sich die Leistungen der Schülerinnen und Schüler so stark verbessert wie dort. Und das aufgrund eines hervorragenden und deutschlandweit anerkannten Bildungsmonitorings, das der langjährige Bildungssenator Ties Rabe aufgebaut hat und das die Hamburger Schülerleistungen in die Spitzengruppe aller Bundesländer führte.“


Als Sofortmaßnahme schlägt Volker Morbe vor, dass das Kultusministerium in der neuen Verordnung für die Gemeinschaftsschule die Teilnahme an den schriftlichen Prüfungen für den Mittleren Bildungsabschluss in Klasse 10 mit landeszentralen Aufgaben wieder für alle Schüler*innen an Gemeinschaftsschulen (und nicht nur einen kleinen Teil) verbindlich macht. Damit könne mit einfachen Mitteln dafür gesorgt werden, dass das Erreichen der Bildungsstandards mit landeszentral gestellten Aufgaben bei allen Schüler*innen in allen schriftlichen Fächern und damit auch in Französisch und Englisch überprüft wird. Niemand sollte sich vor der Prüfung drücken können!


Volker Morbe abschließend: „Im Kultusministerium braucht es dringend einen fundamentalen Politikwechsel besonders in den Kernfächern! Hierfür braucht es neben guten Unterrichtsbedingungen vor allem eine Bildungspolitik, die sich an den Lernergebnissen und Kompetenzen orientiert und die nicht eine schlechterdings äußerst problematische Praxis mit immer mehr Bildungsverlierer*innen schönredet!“